(Nach) Debatte zur Gentrifizierung im Leipziger Westen

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Riecht es hier nach Mieterhöhung?

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Ich habe (bevor ich in den Landtag eingezogen bin) schon lange zu Mieten und Stadtentwicklung gearbeitet und auch geforscht. In meiner Bachelorarbeit damals kam ich noch zu dem Schluss, dass es im Leipziger Westen bisher keine wissenschaftlich nachvollziehbare Gentrifizierung gibt – allerdings auf Basis von Zahlen aus dem Jahr 2011. Seit dem ist sehr viel passiert, das sehe ich jeden Tag hier im Kiez.

Auch darum arbeiten ja mittlerweile viele Leute zum Thema Verdrängung. So auch das Netzwerk Schlindewitz, das Stadtteilpolitik für den Leipziger (Süd/Alt)Westen macht. Ich werd da unter Anderem mit Vertreter_innen der Stadt und René Hobusch (als Vertreter für Haus und Grund) diskutieren, aber auch mit Leuten vom Bündnis Leipzig- Stadt Für Alle und mit jemand aus der Holbeinstraße 28a.

Schlindewitz will diese Veranstaltung auch als Auftakt für weitere Arbeit rund ums Thema Verdrängung nutzen, es bleibt also spannend.

Update: 09.04.2015: Hier gibt es den Mitschnitt der Veranstaltung: http://www.schlindewitz.de/hier_stinkts.html

Stellungnahme zu meinem „Aufruf zur Abwertung von Stadtteilen“ vom 11.04.2015

Zur Darstellung der LVZ im Nachgang zur Veranstaltung „Riecht es hier nach Mieterhöhung?“ stellt Marco Böhme klar:

„Ja, ich habe das wörtliche Zitat, welches mir zugeschrieben wird, so geäußert.

DSC_0079Was leider – auch in der Zitation aus der Broschüre des Netzwerks Schlindewitz – völlig abhanden kommt, ist der teilweise satirische und künstlerische Charakter der gesamten Broschüre.“

So sind die wörtlichen Zitate zur Abwertung von Stadtteilen, bei denen „Trainingsanzüge, Alditüten voller Bierdosen, Sperrmüll auf öffentlichen Grünanlagen und Pitbulls herrvorragende Dienste“ leiste, der „Gentrifi…dingsbums-Fibel“ entnommen. Ein anderer Eintrag in diesem Alphabet lautet „Xylophonfachgeschäfte und BARF-Handrührgeräte“. Das Netzwerk Schlindewitz wird die Broschüre demnächst online stellen.
Das Netzwerk Schlindewitz arbeitet bei seinen Veranstaltungen mit den Mitteln künstlerischer Entfremdung und Überzeichnung. Auf der Veranstaltung selbst wurde anfangs etwa ein zehnminütiges Hörspiel mit Szenen aus Straßenbefragungen abgespielt, die bewusst widersprüchliche und teilweise völlig kontextlose Alltagsbeobachtungen mitteilten.

Böhme: „Mit meiner Ausführung wollte ich insbesondere darauf hinaus, dass die vielbeschworene Aufwertung von Stadtteilen eben nicht einzig die Leistung von Eigentümern und Immobilienentwicklern ist, die Geld in die Sanierung von Bausubstanz stecken. Gerade der Leipziger Westen wurde attraktiv und lebenswert durch die Vielfältigkeit zivilgesellschaftlichen, ehrenamtlichen Engagements. Gerade die Leute, die in jahrelanger unentgeldlicher Arbeit die Stadtteile erst aufgewertet haben, sind jetzt Opfer der fortschreitenden Aufwertung. Ich wollte darauf hinaus, dass die Menschen im Kiez, und nicht die großen Spieler der Immobilienwirtschaft, eigentlich die Akteure dieser positiven Aufwertung sind.“ Und fügt hinzu: „Das kam offensichtlich nicht so rüber. Das bedauere ich, doch wenn es letztlich die öffentliche Aufmerksamkeit und damit die Debatte befördert, ist das gut. Wir reden hier schließlich von einem gravierenden Problem, nämlich der Verdrängung von Menschen aus ihrem Wohnumfeld aufgrund von Mietsteigerungen, was nicht akzeptabel ist!“

Schlindewitz hat auf der besagten Broschüre zum Einsenden von Beiträgen aufgerufen, die zur inhaltlichen Ausgestaltung einer Folgeveranstaltung unter dem Titel „Leben und leben lassen. Laboratorium der Widerborstigkeit“ um die praktischen Fragen der Marco Böhme nimmt Stellung zu seinemMieterorganisation kreisen soll. Gefragt sind explizit künstlerische wie wissenschaftliche oder essayistische Beiträge.

 

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