Wie die Freie Presse berichtet, soll die Stadt Chemnitz mittels einer InterCity-Verbindung ab 2022 wieder an den Fernverkehr der Bahn angebunden werden. Marco Böhme, Sprecher der Linksfraktion für Mobilität, muss allerdings Wasser in den Wein gießen:
„Die drittgrößte Stadt Sachsens und Kulturhauptstadt 2025 ist seit 2006 vom Fernverkehr abgeschnitten – dazu hätte es niemals kommen dürfen. Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht, dass die IC-Linie von Rostock nach Dresden wenigstens manchmal nach Chemnitz verlängert werden soll. Bezahlen sollen das bis zur Elektrifizierung der Strecke Leipzig-Chemnitz die Verkehrsverbünde, die vom Freistaat dafür mit 2,5 Millionen Euro pro Jahr bezuschusst werden sollen.
Bei genauerem Hinsehen verfliegt die Freude aber schnell. Denn der Landes-Zuschuss soll nach dem Willen des Verkehrsministeriums aus demjenigen Haushaltstopf kommen, der eigentlich für die Streckenreaktivierung Döbeln-Meißen vorgesehen war. Und der wird dadurch sofort leer, es bleibt also kein Geld mehr für diese Strecke übrig. Das ist der Preis für eine Verbindung, auf der Züge am Ende relativ lange von Chemnitz bis nach Berlin brauchen. Eine bereits bestehende Regionalbahnverbindung von Chemnitz über Elsterwerda nach Berlin ist eine Stunde schneller. Auch via Leipzig ist Chemnitz schon heute schneller an Berlin angeschlossen. Wer also von Chemnitz nach Berlin fahren will, wird diese neue Verbindung eher nicht nutzen. Diese Art der Fernverkehrsanbindung ist also teuer erkauft, ihr Nutzen zweifelhaft. Werden die Pläne so umgesetzt, bleibt kein Geld für die Reaktivierung dringend notwendiger Strecken wie Döbeln-Meißen übrig.
Besser wären schnelle Direktverbindungen auf den bestehenden Strecken – zum Beispiel die Wiedereinrichtung durchgehender Inter-Regio-Verbindungen von Berlin über Elsterwerda-Döbeln nach Chemnitz. Der Verkehrsminister vertritt aber lieber eine teure Mogelpackung auf Kosten anderer Regionen, die derzeit keine Zuganbindung haben.“
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