Protest gegen Flughafenausbau Leipzig / Halle ist kein Verbrechen!

Am 9. Juli 2021 haben Aktivisten der Gruppe „Cancel LEJ“ gegen 22 Uhr eine LKW-Einfahrt am Frachtdrehkreuz von DHL am Flughafen Leipzig / Halle mit einer Sitzblockade besetzt. Sie protestierten gegen die Ausbaupläne der Mitteldeutschen Flughafen AG, die die Kapazitäten des Transportgeschäftes, insbesondere nachts, deutlich erhöhen will. Dagegen erhebt sich Widerstand von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen, wie den direkt betroffenen Anwohnern, Klimaschützern aber auch Friedensbündnissen und antirassistischen Gruppen. Auch die Stadt Leipzig lehnt den Flughafenausbau ab.Vor Ort anwesend war Marco Böhme, Sprecher für Klimaschutz- und Mobilität der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag. Er erklärt dazu:

„Die Ausbaupläne des Flughafens müssen dringend auf Eis gelegt werden. Es muss endlich über eine nachhaltige Entwicklung des Flughafens im Einklang mit den Pariser Klimaschutzzielen gesprochen werden. Dazu zählt auch eine sozial-ökologische Mobilitätswende und eine deutlich diversifizierte und zukunftsfähige Gestaltung der Wirtschaftsstruktur am Standort Leipzig / Halle, so wie es die Linksfraktion in einem Antrag fordert.

Die Protestaktion reiht sich in eine immer größer werdende weltweite Klimaschutz-Bewegung ein. Der Flughafen Leipzig / Halle ist heute eine der lautesten stadtnahen nächtlichen Lärmquellen Deutschlands mit erheblichen Treibhausgas- und Schadstoffemissionen. Kein anderer Flughafen mit nächtlichem Frachtflugverkehr ist so nah an bewohntem Gebiet im Dauerbetrieb und gefährdet die Gesundheit von hunderttausenden Anwohnern.

Knapp eine Stunde nach dem Beginn der Versammlung traf die Polizei vor Ort ein und wertete den Protest als Spontandemonstration nach dem Versammlungsrecht. Weder DHL noch die Polizei haben die Aktivisten jemals dazu aufgefordert, den Bereich zu verlassen. Es wurden zudem keine Auflagen für die Demonstration erlassen und die Versammlung wurde von den Teilnehmenden um 00:40 Uhr beendet. Umso unverständlicher ist es, dass die eintreffende Bereitschaftspolizei gegen 00:50 Uhr alle beteiligten Personen in Gewahrsam nahm, weil der Konzern DHL inzwischen Strafanzeige gestellt hatte. Einen konkreten Straftatbestand konnte die Polizei nicht mitteilen, nur dass die zuständige Staatsanwaltschaft die Personalien feststellen lassen wollte – um im Nachgang Schadenersatzansprüche des Konzerns zu prüfen. Laut DHL soll ein Schaden von über 1,5 Millionen Euro entstanden sein.

Diese Behauptung ist absurd, schließlich gab es nicht nur die eine Einfahrt zum Frachtdrehkreuz für die betreffenden LKW, die dann schließlich auch andere Zugänge nutzten. Die Staatsanwaltschaft handelte hier offenbar in vorauseilendem Gehorsam zugunsten eines Milliardenkonzerns, anstatt eine solche Maßnahme unter Berufung auf die uneingeschränkte Geltung des grundgesetzlich garantierten Rechtes der Versammlungsfreiheit zu unterlassen. DHL strebt mit der Anzeige eine Millionenforderung gegen die Klimaaktivisten an, um eine abschreckende Wirkung gegen zukünftigen Protest zu erzeugen. Dies ist nicht hinnehmbar! Ich danke den mutigen Menschen, die für ihre und unsere Zukunft auf die Straße gehen und sich nicht von den Profitinteressen eines Großkonzerns einschüchtern lassen!

5 Antworten zu „Protest gegen Flughafenausbau Leipzig / Halle ist kein Verbrechen!“

  1. Avatar von marco
    marco

    Zu „Funke“: Was wir für den Flughafen fordern – und das ist auch im Artikel verlinkt, finden sie in unserem Antrag: https://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=6699&dok_art=Drs&leg_per=7&pos_dok=0&dok_id=undefined

    Da steht nichts von Flugverbot oder wie Sie es suggerieren.
    Das zur Info.

  2. Avatar von Christian
    Christian

    Ergänzung: Sofern der Schadenersatz überhaupt durchsetzbar ist, könnte man auch ein Spendenkonto einrichten.

  3. Avatar von Christian
    Christian

    Lasst euch nicht entmutigen. Das sind schlimmstenfalls 30.000€ pro Person. Viel Geld, aber machbar! Und das Klima alle mal wert!

  4. Avatar von Funke
    Funke

    ein interessante Meinung nur drei Kritikpunkte hatte ich

    1 der Flughafen köln-bonn ist näher an sehr dichten besiedelten gebiet und und hat auch kein Nachtflugverbot (UPS-Base)

    2 wohlen sie ernsthaft den Frachtverkehr einstellen das müssen sie auch auf die meisten Güter in ihren leben verzichten angefangen mit der meisten Elektronik Geräte

    3 und wohin fliegen sie den in den Urlaub

    1. Avatar von Fabian Röling
      Fabian Röling

      1. Dann ist das halt noch schlimmer da. Kein Grund, alles andere auch auf das schlechteste Niveau zu senken, bloß weil es woanders existiert.
      2. Keiner will Frachtverkehr einstellen. Aber besonders per Flugzeug (und auch per LKW) sollte er deutlich reduziert werden. Züge sind in fast jeder Hinsicht die beste Alternative, wenn nicht Subventionen die Situation extrem verzerren würden.
      3. Wie wär’s mit „gar nicht“? Andere Fortbewegungsmittel existieren. Und niemand will Flüge ganz verbieten. Es geht hier nicht um eine Entfernung des ganzen Flughafens, sondern erstmal nur um keinen weiteren Ausbau.

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