Frauenabteile im Zug – zurück ins Mittelalter?! Sexismus wird anders bekämpft!

Zur geplanten Einführung spezieller Frauenabteile auf der Strecke Leipzig-Chemnitz der Mitteldeutschen Regiobahn http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/News/Mitteldeutsche-Regionalbahn-fuehrt-Frauenabteile-ein hat Marco Böhme, mobilitätspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, heute eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung eingereicht und erklärt dazu:

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Ich finde das skandalös. Wir sind nicht mehr im Mittelalter oder am Anfang des 20. Jahrhunderts. Was kommt als Nächstes – getrennte Bahnhofshallen? Einkaufszentren? Schwimmhallen? Wir leben in einer aufgeklärten Zeit. Geschlechter-Trennung gehört zurück ins Mittelalter.

Es gibt ein Problem mit Sexismus, davon kündigt derzeit ebenso anschaulich wie erschreckend #imzugpassiert . Dagegen hilft eine engagierte Zivilgesellschaft – an allen Orten! Sie kann Straftaten vorbeugen und auch couragiert eingreifen.

Gegen spezielle Bereiche für das Spielen mit Kleinkindern, die für kleine Kinder, ihre Eltern bzw. begleitende Menschen zur Verfügung stehen, wäre nichts einzuwenden. Das aber ist ein ganz anderer Ansatz als der Plan der Regiobahn, der die Gesellschaft in eine Sackgasse führt.

Fragen von Marco Böhme an die Staatsregierung:

  1. Welche Kenntnisse hat die Staatsregierung zum genannten Vorhaben und zur Position der betreffenden Verkehrsverbünde (ZVNL und VMS) und Fahrgastbeiräte?
  2. Wie bewertet die Staatsregierung die Wirksamkeit dieses Vorhabens in Bezug auf die Sicherheitslage von Fahrgästen im Umfeld der Haltepunkte und in den Zügen der Strecke Leipzig-Chemnitz und in Bezug zu anderen Sicherheitsmaßnahmen?
  3. Planen die Staatsregierung oder die durch öffentliche Mittel bezuschussten Zweckverbände, dagegen rechtlich vorzugehen?
  4. Welche Kenntnisse hat die Staatsregierung zu Übergriffen/Angriffen auf Personen (bitte Aufteilung nach Geschlechtern) in Zügen und an Haltepunkten (Bitte eine Übersicht zu kenntlichen Vorfällen laut Polizeistatistik nach Vorfällen und Zugstrecken für die Jahre 2000 bis 2015) in Sachsen?
  5. Was tut die Staatsregierung oder andere über- oder untergeordneten Behörden für die Sicherheit der Fahrgäste im Zug und an Haltepunkten?

29.03.2016

 

Update: 27.04.2016: Beantwortung der Kleinen Anfrage:

Heute hat mir die Staatsregierung auf meine Kleine Anfrage geantwortet. Ergebnis: Ist uns doch wurscht was die Zugbetreiber machen. Wir sehen weder Handlungsbedarf für mehr Sicherheit in den Zügen, noch kritisieren wir das Vorgehen an sich.
Ich bleibe bei meiner Kritik: Freistaat soll Qualitätsanforderungen an öffentlich bezuschusste Züge stellen!
Das heißt in puncto Sicherheit:
– Großraumabteile! (Die – anders als Abteilaufgliederungen – nicht zu Angsträumen führen)
– Gut geschultes Personal an Bord
– Und einsatzfähige Polizei im ländlichen Raum die im Notfall am Haltepunkt helfen kann.

Die Mitteldeutsche Regiobahn setzt auf dieser Strecke veraltete Züge ein. Deren Abteile bieten auch Straftätern Räume für kriminelle Handlungen – das ist der Kern des Problems. Die MRB gibt mit den Frauenabteilen eine wiederum veraltete Antwort, die Sicherheit vorgaukelt. Wenn sich kein Zugbegleiter blicken lässt, nützt das Frauenabteil nichts, weil sich im Fall der Fälle auch männliche Straftäter hineinsetzen können.

Zwischen 2006 und 2015 wurden im Rahmen des Bahnverkehrs 958 Straftaten mit insgesamt 1.151 Opfern erfasst, vor allem Körperverletzungen, gefährliche Körperverletzungen und Raubstraftraten. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Trotz der Bundeszuständigkeit kann auch auf landespolitischer Ebene mehr für Sicherheit im Zug gesorgt werden. Die Staatsregierung hat aber weder eine Haltung zu den Frauenabteilen noch eigene Konzepte für mehr Sicherheit im Öffentlichen Nahverkehr.

Der Freistaat stellt den ÖPNV-Zweckverbänden hunderte Millionen Euro zur Verfügung. Er sollte Qualitätskriterien einfordern, die die Zweckverbände bei Ausschreibungen durchzusetzen haben. Dabei sollte es nicht nur wie bisher um Fahrkomfort, Barrierefreiheit oder den Fahrkartenverkauf gehen, sondern auch um Sicherheitsaspekte! Dabei ist es entscheidend, dass im Nahverkehr Großraumabteile eingesetzt werden, die – anders als Abteilaufgliederungen – nicht zu Angsträumen führen. Helfen können zudem nur gut geschultes Personal an Bord und eine ausreichende Polizeipräsenz in Streckennähe auch nachts, damit Täter nicht fliehen können.


Hier die ausführliche Antwort der Regierung: http://gleft.de/1hX

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